Literatur-Kurse und -Seminare in Hannover von Gundel Simon-Ern
Kurse in der Katholischen Familienbildungsstätte Hannover
    Literatur am Vormittag

Menschen, die glauben, sie haben keine Zeit zum Bücherlesen,
wissen noch nicht, dass die Literatur ihnen viel mehr gibt, als
sie ihnen Zeit nimmt.
                                                                    Ruth Werner

Montags, 9.30 - 11.00 Uhr

15. 01.  -  12. 02. 2018
19. 02.  -  12. 03. 2018
09. 04.  -  14. 05. 2018
28. 05.  -  18. 06. 2018
13. 08.  -  03. 09. 2018
10. 09.  -  24. 09. 2018
15. 10.  -  05. 11. 2018
12. 11.  -  03. 12. 2018


Mittwochs, 10.00 - 11.30 Uhr
              oder 18.00 - 19.30 Uhr
die Kurse laufen parallel und können wahlweise besucht werden

Margaret Atwood "Tipps für die Wildnis"                                                                    17. 01.  -  14. 02. 2018
                                          Short Stories 1991

Anlässlich der Friedenspreisverleihung am 15. Oktober 2017

Wie bei ihrer kanadischen Landsfrau und Freundin Alice Munro stehen auch bei Margaret Atwood Frauen im Mittelpunkt ihrer Geschichten. Mit feinsinnigem Gespür für die Fallstricke des Alltags nimmt Atwood die menschlichen Beziehungen unter die Lupe: d.h. in der Nahsicht vergrößern sich etwaige emotionale Widrigkeiten, wie sie zwischen Mann und Frau entstehen können. Wo Munro solche Fundstücke gern geheimnisvoll einspinnt, spießt Atwood sie genüsslich auf: Die Unwägbarkeiten und das Scheitern, die Beziehungskonstruktionen, die immer mit Macht und Ohnmacht zu tun haben, werden scharfsinnig registriert.
Wir beginnen mit „Isis in der Dunkelheit“


Jan Wagner  „Regentonnenvariationen“ , Gedichte 2014                                     21. 02.  -  14. 03. 2018
& Matthias Politycki „Die Sekunden danach“ , Gedichte 2009  

Anlässlich der Büchner-Preis-Verleihung am 28. Oktober 2017 an Jan Wagner

Ein Seminar über das unpopulärste Genre, das die Literatur zu bieten hat – und zugleich dasjenige, das dem Leser am unmittelbarsten zu Herzen geht: Lyrik vom feinsten, wie sie nur ausgemachte Kenner der Materie produzieren können; beide Autoren sind Germanisten, Sprachakrobaten und – Liebende, die nie den Boden unter den Füßen verlieren. Das ermöglicht uns Lesern den Zugang: wir müssen nicht erst fliegen lernen, um die Schönheit zu umfassen.


Emily Brontë  „Sturmhöhe“ , Roman 1847                                                                 11. 04.  -  16. 05. 2018

Arno Schmidt  hat die drei Schwestern Brontë aus einem abgelegenen Pfarrhaus in Yorkshire „die unheimlich begabten, spitzfindigen, spinnfitzigen, merkwürdigsten Kinder“ genannt – und verehrt!
Die mittlere, Emily, hat nur ein Buch hinterlassen, das aber eines der berühmtesten der englischen Literatur ist: „Wuthering Heights“. Als der Roman 1847 erschien, löste er einen Sturm der Entrüstung aus, denn er fiel aus den moralischen und literarischen Konventionen der Zeit völlig heraus. „Sturmhöhe“ ist eine Familiengeschichte, eine Liebesgeschichte, ein Melodram mit schauerromantischen Zügen – es kommt wie ein Naturereignis daher...



Yasmina Reza  „Babylon“ , Roman 2017                                                                     30. 05.  -  20. 06. 2018

Erneut präsentiert sich die Französin Yasmina Reza mit ihrer unvergleichlichen Gabe, Missverständnisse unter Menschen, Wutausbrüche, Irrungen und Wirrungen im Miteinander zu beschreiben. Ihr neuer Roman hat den fast programmatischen Titel Babylon – die Menschen sprechen alle ihre eigene Sprache, reden von sich, über sich, mit sich, auf sich fixiert, aber verstehen einander nicht. Aus dieser banalen Erfahrung schraubt die Autorin, Drehung für Drehung, eine Zuspitzung heraus, die zu einem tödlichen Ende führt. Die Fallhöhe von hier zur Nichtigkeit des Beginns bedenkt sie mit ihrer niederschmetternden Komik.

Ingo Schulze                                                                                                                          15. 08.  -  05. 09. 2018
 „Peter Holtz: Sein glückliches Leben erzählt von ihm selbst“ , Roman 2017


Einen „Schelmenroman“ hat Ingo Schulze nach eigenem Bekenntnis geschrieben. Und so ist es auch hier, nach ganz alter Tradition, wieder einmal der Narr, der die Wahrheit ans Licht bringt. Eine Wahrheit über ein besonderes Stück deutscher Geschichte: die Wende. Eigentlich ist das Geld der Protagonist der Geschichte, die schillernde Diva, die einen naiven Zögling des Sozialismus in ihren Bann zieht. Mit abgründigem Aberwitz folgt er ihren Verheißungen von Ost nach West, bis er am 1. September 1998 mitten in Berlin an der Weltzeituhr in einer Geldverbrennungsaktion seinen arglosen Glauben in Flammen aufgehen lässt.


Gottfried Keller  „Sieben Legenden“ , Novellenzyklus 1872                                12. 09.  - 26. 09. 2018

Was für ein Schmuckstück deutscher Erzählkunst! Und ein Schlüsselwerk im Rahmen der Kellerschen Prosa noch dazu: Psychoanalytisch versierte Leser verstehen die Legenden als Musterbeispiele einer Poesie der Wunscherfüllung und verweisen auf den Umstand, dass der in Liebes- und Heiratsangelegenheiten stets vom Unglück verfolgte Dichter hier Ehe um Ehe stiftet. Und immer ist es die Jungfrau Maria, die hilfreich zur Seite steht: eine Schwester von Juno und Venus, die beherzt ihrer konfessionellen Dogmatik entsagt und sich stattdessen Amor verschrieben hat.


NN
Der Termin bleibt fürs erste frei für aktuelle Lektüre-Wünsche.                                     17. 10.  -  07. 11. 2018


E.T.A. Hoffmann ( u.a.)  „Die Bergwerke zu Falun“, Erzählungen 1819
                                                                                                                                                    14.11.  -  05. 12. 2018

Ein junger Bergmann küsst seine Braut, steigt noch einmal in die Erzgrube und kommt nie wieder zurück. Fünfzig Jahre später stößt man dort auf einen von Eisenvitriol durchzogenen Leichnam, wunderbar erhalten und allen im Ort unbekannt. Schließlich titt eine Greisin hinzu, erkennt in dem jungen Mann ihren verschollenen Verlobten und dankt Gott für das unverhoffte Wiedersehen. Ein schöneres und tragischeres Bild für unser Gedächtnis und unser Gedenken lässt sich schwer finden als dieser Berg mit seinen Schichten und dem, was er wieder freigibt.